Sonnenschutz bei Kids
Kinderhaut ist keine Erwachsenenhaut – bei keinem anderen Thema gilt das so sehr, wie beim Sonnenschutz bei Kids.
UV-Schutz für die Lippen - brauchen auch Kinder das schon? Brauchen Erwachsene den überhaupt? Oder ist das Quatsch? Und wenn ja, auf was muss ich bei dem Produkt achten?
Unsere Lippen sind besonders anfällig für Sonnenschäden. Nicht nur ist die Haut dort besonders empfindlich, sondern die Lippen zählen auch zu den sog. Sonnenterrassen, die im Laufe des Lebens besonders viel UV-Schäden abkriegen. Daher sollten Kinder unbedingt auch ihre Lippen gut vor der Sonne schützen. Spezielle Lippenstifte mit einem hohen Lichtschutzfaktor sind für die Lippen besonders gut geeignet, da das Produkt länger auf den Lippen haftet. Sollten Sie keinen Lippenstift zur Hand haben, tut es aber auch eine gewöhnliche, kindgerechte Sonnencreme. Vergessen sie nicht, die Lippen regelmäßig nachzucremen, da sich die Dauer der Schutzwirkung durch häufiges Lecken über die Lippen reduziert.
Müssen Kinder auch auf langen Autofahrten im Sommer eingecremt sein?
Ja - denn Autoscheiben schützen uns lediglich vor UV-B-Strahlung. Längerwellige UV-A-Strahlen dringen durch Fensterglas hindurch und rufen Hautschäden wie vorzeitige Hautalterung und im schlimmsten Fall sogar Hautkrebs hervor. Daher ist es wichtig, die empfindliche Haut unserer Kinder bei längeren Autofahrten in der sonnenreichen Jahreszeit (ab einem UV-Index von 3) zu schützen. Durch spezielle UV-Schutzfolien, die auf die Autoscheiben aufgezogen werden oder durch Sonnenschutzblenden, kann UV-Strahlung nicht mehr ins Autoinnere eindringen. Eine weitere Möglichkeit ist natürlich die Anwendung einer altersgerechten Sonnencreme mit einem breiten Wirkspektrum auch im UV-A-Bereich.
Müssen Kinder an sonnigen Sommertagen auch unter dem T-Shirt/Shorts eingecremt werden?
Kleidung bietet einen hervorragenden Schutz vor den schädlichen Einflüssen der Sonne auf unserer Haut. Den besten Sonnenschutz erreicht man tatsächlich durch Kleidung (sog. textiler UV-Schutz). Dabei hängt die Schutzwirkung natürlich von der Art und der Dichte des Gewebes ab. Je dichter der Stoff gewebt ist, desto besser ist unsere Haut geschützt. Bei warmen Temperaturen empfehlen wir langärmelige, aber luftdurchlässige, leichte Kleidung aus Baumwolle oder Leinen. Sonnencreme sollte nur an den nicht bedeckten Hautpartien z.B. im Gesicht, am Hals oder an den Handrücken angewendet werden.
Ist es aus ihrer dermatologischen Sicht fahrlässig, wenn Eltern ihre kleinen Kindern im Sommer ohne UV-Kleidung am Strand spielen lassen?
80% der Sonneneinstrahlung ereignet sich im Laufe unserer Kindheit. Forschungsergebnisse zeigen ganz klar, dass Sonnenbrände in der Kindheit das Risiko für schwarzen Hautkrebs (sog. malignes Melanom) verdoppeln können. Als Eltern haben wir daher die einmalige Gelegenheit durch geeignete UV-Schutzmaßnahmen, das Risiko für Hautkrebs und vorzeitige Hautalterung für unsere Kinder effektiv zu reduzieren. Ich empfehle daher allen Eltern, ihre Kinder vor schädlicher UV-Strahlung zu schützen. Und das nicht nur am Strand im Sommerurlaub, sondern auch im Alltag. Spezielle UV-Schutzkleidung sind für Kinder, die sich viele Stunden in der Sonne aufhalten, eine sinnvolle Ergänzung. Sie entbindet aber nicht vom Eincremen ungeschützter Haut mit Sonnencreme und einem angemessenen Sonnenschutzverhalten (z.B. Meiden der direkten Sonne zwischen 11:00 und 15:00 Uhr, Aufenthalte in Schattenplätzen).
Brauchen Kinder After-Sun-Produkte? Wenn ja, auf was sollten Eltern bei diesen Produkten achten?
After-Sun-Produkte haben lediglich einen hautpflegenden Effekt. Anders als von vielen Herstellern beworben, machen sie Sonnenschäden in der Haut nicht rückgängig und reduzieren auch nicht das Sonnebrandrisiko. Zur Hautpflege empfehle ich eine reguläre Hautpflegecreme, die an das Alter und den Hautzustand des Kindes angepasst ist. After-Sun-Produkte halte ich für überflüssig.
Schock, schlechtes Gewissen: Das Kind hat doch einen Sonnenbrand davon getragen, wie kann man helfen?
Beim Sonnenbrand ist das Kind leider schon in den Brunnen gefallen. Die Haut reagiert mit einer starken Entzündung, die sich durch Rötung, Überwärmung, Schwellung und im schlimmsten Fall mit Blasenbildung und offenen Wunden äußert. Entfernen sie ihr Kind umgehend aus der Sonne. Je nachdem wie viel der Hautoberfläche “verbrannt” ist, empfiehlt es sich zunächst, einzelne Körperregionen abwechselnd mit kalten, feuchten Verbänden und leichten, wasserreichen Hautpflegelotionen aus dem Kühlschrank zu kühlen. Bei Schmerzen kann ein altersgerechtes Schmerzmittel und bei starkem Juckreiz ein kindgerechtes H1-Antihistaminikum in Tablettenform den Kleinen Linderung verschaffen. Nach 24 Stunden ist meist das Maximum der Entzündung erreicht. Die vollständige Abheilung dauert bis zu 2 Wochen. Blasen sollten von einem Arzt oder Ärztin steril eröffnet werden. Großflächiger Sonnenbrand (mehr als 10% der Körperoberfläche des Kindes) kann insbesondere für Säuglinge und Kleinkinder lebensbedrohlich sein. In einem solchen Fall sollten Eltern mit ihrem Kind unverzüglich einen Arzt oder Ärztin aufsuchen.
Ablaufdatum bei Sonnenschutzmittel: Wie streng muss man damit sein? Wie lange NACH Anbruch sind Sonnenprodukte haltbar? Gibt es einen Unterschied zwischen Spray, Gel, Creme, Aerosol … ?
Das Ablaufdatum (Monat und Jahr) ist ebenso wie die Haltbarkeit nach Anbruch (z.B. 12M entsprechend 12 Monate) auf jeder Sonnencremepackung angegeben. Wird dieser Zeitraum überschritten, lassen die Sonnenschutzwirkung und die Hautverträglichkeit nach. Die Folge: ein erhöhtes Risiko für Sonnenbrände und allergische Hautreaktionen. Der organische Lichtschutzfilter Octocrylene kann sich bei Alterung sogar in einen krebserregenden Stoff umwandeln. Ist das Haltbarkeitsdatum einer Sonnencreme überschritten oder hat sich die Creme vom letzten Jahr in der Farbe, Konsistenz und im Geruch verändert, werfen sie sie daher besser weg. Für eine optimale Haltbarkeit wird empfohlen, Sonnencreme möglichst kühl, trocken und dunkel zu lagern.
Welche Textur können Sie bei Sonnenprodukten für Kinder empfehlen?
(Ich persönlich benutze ja auch gern diese neuartigen Aerosol-Sprays für meine kleinen Sonnencreme-Hasser, aber reicht das überhaupt als Schutz? Oder ist das viel zu dünn?)
Auf die Frage nach der optimalen Sonnencreme für Kinder lautet meine Antwort immer: Jede Sonnencreme, die regelmäßig benutzt wird, ist besser als keine. Es gibt nicht DIE eine Sonnencreme. Sie schützen die Haut ihres Kindes optimal durch Schatten, Kleidung und Sonnencreme. Genau in dieser Reihenfolge. Hautbereiche, die nicht von Kleidung bedeckt sind, sollten mit Sonnencreme mit einem Lichtschutzfaktor von mindestens 30 (in den Bergen, im Schnee oder am Wasser LSF 50+) eingecremt werden. Wählen Sie dabei ein kindgerechtes Produkt aus, das einen ausreichenden UV-A-Schutz bietet, unschädliche UV-Filter enthält und möglichst auf Duftstoffe und synthetische Polymere verzichtet. Ob Spray, Creme oder Gel ist egal - Hauptsache sie achten auf die Verwendung einer ausreichenden Menge des Produktes, um einen effektiven Schutz vor der Sonne zu erreichen. Denn viel hilft bei Sonnencreme tatsächlich viel!
Auf was sollten Kinder mit Neurodermitis in Bezug auf Sonnenschutz/-creme achten?
Bei Kindern mit Neurodermitis ist die Haut besonders empfindlich gegenüber den schädlichen Effekten der UV-Strahlung und Sonnenschutzmaßnahmen daher ganz besonders wichtig. Auf Grund der gestörten Hautbarriere neigt die Haut bei Patienten mit Neurodermitis zu Irritationen und allergischen Reaktionen. Achten Sie daher bei Sonnencreme darauf, dass möglichst keine Duftstoffe, Farbstoffe, Konservierungsstoffe, allergieauslösenden Stoffe wie Pflanzenextrakte oder ätherische Öle oder Alkohole enthalten sind. Auf kritische UV-Filter wie z.B. Benzophenon, Octocrylen u.a. sollte man bei Kindern ohnehin besser verzichten. Meine Empfehlung: testen Sie am besten die individuelle Verträglichkeit direkt auf der Haut ihres Kindes aus. Tragen sie dafür an einer kleinen Hautstelle (5x5cm), die nicht von Neurodermitis betroffen ist, die Sonnencreme 2 x am Tag für 1 Woche auf. Sollte sich die Haut röten oder jucken, verwenden Sie besser ein anderes Produkt.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einen Sonnencreme für Erwachsene und einer für Kinder?
Grundsätzlich gibt es keinen Unterschied zwischen einer Sonnencreme für Erwachsene und für Kinder. Sonnencremes für Kinder sollten über einen ausreichenden Lichtschutzfaktor (30 bis 50+) verfügen und gleichzeitig auf bedenkliche Inhaltsstoffe verzichten. Dabei ist Kontrolle immer besser als Vertrauen. Als Eltern bleibt uns leider nichts anderes übrig, als die Liste der Inhaltsstoffe genau zu analysieren und ein Produkt zu wählen, das auch regelmäßig und in ausreichender Menge verwendet wird. Sonnencremes, die gut für Kinder geeignet sind, können natürlich auch gerne von Erwachsenen benutzt werden.
Es heißt ja auch, dass Kinder, die viel der Sonne sind, mehr Leberflecken entwickeln. Ab wann muss man mit dem Kind zum Hautarzt (oder erst zum Kinderarzt?)?
Leberflecken (sog. melanozytäre Nävi) kommen bei Kindern häufig und mit zunehmendem Alter auch in größerer Anzahl vor. Manche Leberflecken bestehen sogar bereits ab Geburt. In der Mehrzahl der Fälle sind diese Leberflecken bei Kindern harmlos. Bei sehr großen, angeborenen Leberflecken oder Veränderungen bestehender Leberflecken z.B. in Farbe, Größe, Kontur oder Oberflächenbeschaffenheit sollte besser ein erfahrener Arzt oder eine Ärztin einen genauen Blick auf den Leberfleck werfen.
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