Do’s and Dont’s in der Hautpflege bei Babies und Kleinkindern
Im Drogeriemarkt ist das Angebot an Baby- und Kindergesichtspflegecremes, Bodylotions, Shampoos und Badezusätzen inzwischen so überwältigend, dass viele Eltern zu Recht verunsichert sind. Braucht mein Kind eine Hautpflegecreme und wenn ja, worauf muss ich achten? Auf diese Fragen gibt Hautfachärztin und Kinderhaut-Spezialistin Delphine Braeckmans eine Antwort.
Kontrollierte Studien zu optimaler Hautpflege liegen bislang kaum vor. Viele Empfehlungen basieren somit auf „allgemeinem Wissen“, Anekdoten von Nutzern:innen oder Expertenmeinungen und sind nur selten Produktneutral. So wird die Anwendung von Hautpflegecreme zur Vorbeugung einer Neurodermitis regelmäßig empfohlen, obwohl der Nutzen bislang in wissenschaftlichen Untersuchungen bisher nicht bestätigt werden konnte. Manche Auswertungen zeigen sogar ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Kontakt- und Nahrungsmittelallergien bei frühzeitigem Einsatz von Hautpflegecremes.
Grundsätzlich gilt bei der Hautpflege von Säuglingen und Kleinkinder daher immer:
Weniger ist eindeutig mehr
Denn eine gesunde Babyhaut benötigt grundsätzlich keine Pflegecreme. Aber natürlich könnt ihr eine Pflegecreme zum Beispiel nach dem Baden oder im Rahmen einer liebevolle Babymassage bedenkenlos anwenden. Bei manchen Hauterkrankungen, wie Neurodermitis oder Ichthyosis (angeborene Hauttrockenheit), ist eine Hautpflegecreme sogar unverzichtbar. Wichtig ist dabei zu beachten, dass die Inhaltstoffe der Pflegecreme unbedenklich und für Kinder geeignet sind.
Unsere Haut ist nicht nur unser größtes Organ mit vielen lebenswichtigen Funktionen, es ist auch unsere größte Kontaktfläche zur Umwelt. Die Haut von Babys und Kleinkindern ist dünner und die Hautbarriere ist noch nicht vollkommen ausgereift, was die Haut übergangsweise anfälliger für Irritationen macht. Gefährliche Stoffe können viel leichter durch die Haut ins Innere deines Babys gelangen.
Inhaltstoffe, die in Babypflegecremes lieber gemieden werden sollen, sind u.a. potenzielle Allergene, also Allergie-verursachende Eiweiße Hierzu zählen u.a. Duftstoffe, Wollwachsalkohole (Lanolin), Korbblütler, Formaldehyd, Methylisothiazolinone, Parabene und Sodium Benzoate. Bei potenziell allergenen Inhaltstoffen in Pflegecremes findet der Kontakt mit dem Immunsystem auf dem „falschen“ Weg statt. Für eine „richtige“ Reaktion des Immunsystems, bei der unser Organismus das Eiweiß toleriert ohne eine Allergie zu entwickeln, soll der Erstkontakt über den Magen-Darmtrakt (wie z.B. mit Lebensmitteln) erfolgen. Findet der Erstkontakt aber über der Haut statt, können Allergene eine „Überreaktion“ des Immunsystems provozieren und eine Kontaktallergie verursachen.
Urea (Harnstoff) soll bei Kindern unter zwei Jahren gemieden werden, da dieser beliebte, körpereigene Wirkstoff unangenehmen Missempfindungen der Haut verursachen kann, die als stechend oder brennend wahrgenommen werden.
Auch Pflanzenöle gehören nicht auf der Haut. So kann z. B. Olivenöl, durch den hohen Anteil gesättigter Fettsäuren zu einer Freisetzung reaktiver Sauerstoffverbindungen in unserer Haut führen, die hautreizend wirken.
Ob ein irritierender Inhaltstoff natürlichen oder synthetischer Ursprungs ist, ist unserer Haut übrigens egal. Naturkosmetikprodukte bieten somit leider keine Garantie auf guter Hautverträglichkeit, egal was manche schlaue Marketingfirmen als Versprechen auf die Verpackung drucken lassen. Puder sollten übrigens überhaupt nicht mehr genutzt werden! Die kleinen Partikel können leicht von deinem Kind eingeatmet werden mit Atembeeinträchtigung bis hin zu schwere Lungenschäden als mögliche Folgen. Pasten sind nicht nur die hautschönendere aber auch sicherere Variante und sollten somit bevorzugt werden, um die Haut deines Kindes z. B. im Windelbereich trocken zu halten.
Wenn endlich eine schöne Pflegecreme, frei von reizende Inhaltstoffe gefunden wird, kann diese dann auch am gesamten Körper eingesetzt werden oder braucht man wirklich eine separate Creme fürs Gesicht, für den Windelbereich und für den Winter? Jein lautet die Antwort. Pflegecremes für verschiedene Körperareale und Jahreszeiten unterscheiden sich in ihre Formulierung. Die Inhaltstoffe sind oft gleich, je nach Creme unterscheiden sich aber die Anteile von Wasser und Fett. Für die heiße Jahreszeit eigenen sich sowohl im Gesichtsbereich sowie am restlichen Körper Cremes mit einem höheren Wasseranteil besonders gut. Sie sind in ihrer Textur leicht, lassen sich gut verteilen und ziehen rasch ein. Cremes mit einem geringen Wasseranteil und dafür einem höheren Fettanteil eignen sich dann wieder besonders im Windelbereich oder im Winter. Sie sind besonders reichhaltig und sorgen für eine ausreichende Rückfettung bei trockener Haut.
Zusammenfassend muss gesunde Babyhaut, egal ob im Windelbereich oder an anderen Stellen, nicht vorbeugend eingecremt werden. Wenn eingecremt wird, sollte am besten eine Pflegecreme frei von Allergenen und bedenkliche Inhaltstoffe, abgestimmt auf die individuellen Bedürfnisse deines Babys bzw. auf das behandelte Körperareal und die jeweilige Jahreszeit gewählt werden.
Pflegecremes, die für dein Baby gut geeignet sind, können auch Eltern super nutzen. Aber Achtung: umgekehrt gilt dies nicht.
Und ein letzter Tipp meinerseits: teste ein neues Pflegeprodukt gerne zuerst über mehrere Tage bei eurem Kind an einer kleinen Hautstelle z. B. am Unterarm bevor ihr es großflächig auftragt, so können mögliche reizende oder allergischen Reaktionen frühzeitig erkennt werden.
Bist du dir unsicher, ob dein Kind eine Hauterkrankung hat, wofür vielleicht eine Hautpflegecreme oder eine zusätzliche Therapie benötigt wird, dann starte heute noch deine Anfrage auf Little Skindoctor und erhalte innerhalb 24 Stunden ein Arztbrief mit Diagnose und Therapieempfehlungen speziell für dein Kind.
Liebe Hautgrüße,
Delphine Braeckmans